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Kilometer 0-6 von Heinz:

Nach 3 Jahren Sonnenschein beim VCM ging ich mit dem Ziel an den Start, erstmals unter 3:15 zu bleiben. Der Wettergott spielte mit und auch von der Vorbereitung her fühlte ich mich recht gut. Im 2. Starblock stand ich fast ganz vorne, sodass ich das Treiben am Start etwas mitverfolgen konnte.

Der vorzeitig abgefeuerte Startschuss löste einige Verwirrung aus (dies war bei der Fernsehübertragung gut zu sehen) und so liefen an uns die Fernwärmeläufer auf der anderen Fahrbahn vorbei, als wir noch aufs Loslaufen warteten. Nach knapp einer Minute passierte ich dann die Startlinie und los ging's. Kilometer 1 und 2 habe ich übersehen, sodass ich erst bei Kilometer 3 auf die Stoppuhr drückte.

Die Zeit von 13:11 lag unter meiner geplanten Km-Zeit von 4:30, sodass ich beschloss, etwas langsamer zu werden. Doch dies gelang mir nicht wirklich, die nächsten Km lief ich in 4:15, 4:21 und 4:16, und erst der 7.km im Wien-Tal, der Wind störte mich nicht sonderlich, gelang mir mit 4:37 über der Richtzeit von 4:30. Auch die nächsten Km lief ich fast immer unter 4:30 sodass ich mir dachte, was soll's.

Der Vorsprung, den ich bis jetzt herausgeholt hatte wird reichen, um einige langsamere Kilometer in der zweiten Hälfte verkraften zu können.  Und so gelang ich mit einer Zeit von 3:10:35 (handgestoppt von mir, denn die gleiche Brutto- und Nettozeit 3:11:27 von Pentek-Timing kann bei mir unmöglich stimmen) ins Ziel, und war überglücklich mit diesem Ergebnis. Besonders freut es mich auch, dass alle anderen Wolkowitsch Runners das Rennen super geschafft haben, vor allem Henry, der ja erst seit einigen Monaten so richtig läufig ist.

Kilometer 6-12 von Frank:
 

Wiental, kühler Westwind, kaum Zuseher, vereinzelt geöffnete Fenster und neugierige Kinderaugen. Selten wird man an dieser sonst dichtbefahrenen Straße so ungestört und ausgiebig lüften können. Ich blicke noch häufig auf die Pulsuhr, suche noch mein ideales Tempo. Bruder Martin läuft seit dem Start neben mir, bei km 8 biegt er zu einer "Pinkelpause" ab.

Ich rufe ihm noch zu mich rechts zu halten, damit er mich wieder finden kann, ich werde ihn aber erst wieder beim Lusthaus zu Gesicht bekommen. Bei km 10 schwenken wir im großen Bogen nach rechts und biegen in die Mariahilferstraße Richtung Stadtmitte ein.

Ich bin mir noch etwas unsicher, ob ich nicht eine Spur zu schnell bin, halte mich aber an den Puls, der ziemlich konstant um 140 Schläge/Min. liegt. Die Zuschauer am Straßenrand werden wieder mehr, eine der schwierigsten Phasen ist geschafft : Jenen Rhythmus gefunden zu haben, den man bis zum Ziel beibehalten kann, das große Geheimnis eines guten Marathonlaufes. Ich suche nach bekannten Gesichtern am Straßenrand und bedanke mich bei einer applaudierenden Zuseherin. Kilometer 12 taucht auf, noch 30 Km, eine Distanz die ich schon oft gelaufen bin, was soll da noch schiefgehen...

Kilometer 12-18 von Wolko:

Nachdem ich meine Pinkelpause bereits hinter mir hatte, und meinen Bruder Frank nun verloren hatte, hoffte ich doch wie voriges Jahr, ihn wieder einzuholen. Frank sagte mir er wird sich auf der rechten Seite aufhalten. Ich verspürte aber ein gutes Tempo- und Pulsgefühl und wollte das Tempo nicht forcieren, um später vielleicht einen Einbruch in Kauf nehmen zu müssen. Auf der Strecke hatte bereits mein Freund und Trainer Johannes Langer ein Foto gemacht, und das gab mir einen enormen Ansporn.

Bei den Streckenabschnitt 12- 18 km war wirklich eine Bombenstimmung, die Mariahilfer Strasse die ja eher bergab geht, liegt mir sehr. Und nach 15 km läuft man beim Rathaus vorbei, und da bewegt einen Gedanken, später erfrischend ins Ziel zu kommen. Die Transparente mit der Aufschrift "Keep on Running" erheiterten und motivierten mich. Ich dachte, dass mit meinen Tricks gearbeitet wird, weil "Keep on Running" verwende ich immer am Ende meiner Mails.

Den km-Schnitt bei km 15 habe ich mir nicht mehr ausgerechnet, das wollte ich erst beim Halbmarathon erledigen. Oft dachte ich an alle anderen 6 Wolko Runners! Wie wird es ihnen wohl ergehen??? Hoffentlich schafft es Henry! versuchte in meinen Positiven Gedanken auch alle Wolko Runners einzubauen. Ohne Probleme und bei guter Stimmung genoss ich km 12 bis 18.

Kilometer 18-24 von Mäxxi:


Noch motiviert von der Euphorie am Rathausplatz wurden nun die km 18-24 in Angriff genommen. Wolferl u. ich hatten sich bei km-Zeiten von 4.40-4.50 min eingependelt, alles lief noch ganz locker und rund. Nach ca. 1h42min passierten wir die Halbmarathondistanz. Nun war klar, heute sollten die 3h30min möglich sein.

Doch für mich als Debütant begann nun die Zeit der Ungewißheit: ein Marathon beginnt erst ab der 2. Hälfte, spätestens in der Praterhauptallee kommt der Mann mit dem Hammer, auch du wirst dein Lehrgeld bezahlen,...
 

Wer kennt sie nicht, diese Sprüche, die sich zum Glück nicht als ganz so schlimm herausstellen sollten. Immer wieder dachte ich zu dieser Zeit an die Aussprüche der beiden Dipl.-Trainer Heinz Eisler u. Wolko: Wer den Lainzer Tiergarten efolgreich absolviert, der bewältigt auch einen Marathon ohne Probleme.

Vor dem Einlaufen in den Prater meinte Wolferl noch, dass es jetzt ernst werden würde, doch heute war klar: Wir alle zusammen waren stärker als der Hammer-Mann, was sich durch unsere Endzeiten nur bestätigen sollte.

Fernab von all den Spitzenzeiten unserer Top-Läufer gilt meine größte Bewunderung jedoch unserem Henry, dem ich auf Grund der Erlebnisse im Lainzer Tiergarten nicht so ein problemloses u. erfolgreiches Marathondebüt zugetraut hätte!

Kilometer 24-30 von Wolferl:
 

Bei Kilometer 24 betraten wir (Mäxxi und ich) erstmals an diesem Tag den berühmt-berüchtigten Boden des Wiener Praters! Die Gedanken an meinen ersten Marathon wurden wach, doch ich wusste, dass mir dies nicht nochmals wiederfahren wird. Dagegen sprachen das Wetter und die weitaus bessere Vorbereitung.

Problemlos setzten wir einen Schritt nach dem anderen und liefen weiterhin unter unserem geplanten Schnitt. In der Stadionallee begegnete uns Dr. Alois Stadlober, der den Prater bereits verlassen durfte. Ein kurzes "Beneidenswert" und die Konzentration galt wieder einem selbst.
 

Als wir in die Hauptallee einbogen, sprang plötzlich Czuki aus der Menge und versorgte uns erstmals mit Getränken und aufmunternden Worten. Das Frank und Wolko hinter uns sind, nahmen wir ihm jedoch nicht ab. Trotzdem hat er seine Sache toll gemacht. Weiter ging es die Hauptallee Richtung Prater. Im Wurstelprater spürte ich erstmals, dass Mäxxi an diesem Tag der bessere von uns beiden ist. Die Trennung bei km 31 war die logische Folge.

Kilometer 30-36 von Stevee:

Bei Kilometer 30 beginnt also laut "Experten" der härteste Teil des Marathons. Also versuchte ab diesem Zeitpunkt in meinem Körper genauestens hineinzuhorchen, um sofort jedes kleinste Problem frühzeitig zu erkennen. Doch auf der brettelebenen Hauptallee in Richung Lusthaus lief alles noch wie geschmiert.

Außerdem wusste ich, dass Czuki bei Kilometer 34 mit Getränken und Motivationstipps auf die Wolko Runners warten würde. Somit spulte ich Kilometer für Kilometer in einem konstanten Tempo herunter und hielt
 immer Ausschau nach Czuki am Straßenrand, der dann wirklich kurz nach der Kehre beim Lusthaus plötzlich aus dem Graben sprang und mir mit den Worten "Super schaust no aus!

Die anderen scheißen sich schon an vor dir!" mir die Flasche gefüllt mit Isostar übergab. Beflügelt durch diesen Motivationsschub und versorgt mit Mineralstoffen, gings dann gleich noch um einiges leichter weiter. Bei Kilometer 36 verließen wir dann die Hauptallee in Richtung Stadionallee/Lusthausstraße weiter zur Steigung auf die Stadionbrücke. Zu diesem Zeitpunkt war mir dann klar, dass heute ein Tag ist, an dem alles passt und mich nix und niemand aufhalten kann, in einer halben Stunde überglücklich am Rathausplatz einzulaufen.

 Kilometer 36-42 von Henry:

Meine ersten körperlichen Schwierigkeiten begannen nicht erst bei km 36. Bis km 32 war ich überzeugt, zu langsam unterwegs zu sein, dann kam der Schmerz in der rechten Hüfte und Verhärtung im rechten oberen Unterschenkel. Lief aber "aus dem Kopf" und noch rhytmisch.
 

Diese mentale Stärke begann bei km 36 der Müdigkeit und einer beginnenden Leere im Kopf zu weichen. Die körperliche Müdigkeit, vielleicht ein Zeichen meiner noch nicht so langen Vorbereitung und Erfahrung (Grundlagenausdauer?). Mit der erhöhten Konzentration und den Gedanken, bei den Trainingskm mit meinen Lauffreunden erlebte ich die erste "gedankliche Krise" auf der Stadionbrücke.

Der leichte Anstieg dahin und die Brücke kamen mir wie ein Berg vor. Zum ersten Mal kam es mir vor, von wirklich Vielen überholt zu werden. Gedankengewitter im Kopf. Habe ich noch die Kraft, den Anstieg auf der Erdbergstraße zu schaffen? Ich wusste nicht, ob ich meine Freundin, die mich die letzten km begleitet hatte bitten sollte, mich allein zu lassen. Wenn ich gehen musste, wollte ich alleine sein.

Die Erdbergstraße versuchte ich zu rollen, um Kräfte zu sammeln. So, dass der Anstieg zum Rochusmarkt gar nicht so schlimm vorkam. Die Landstraße bis zum Ring vor hatte ich keine Schwiegrigkeiten. Ab Wien Mitte lief ich wieder alleine und am Ring wruden meine Füße total schwer. Ich hatte Schmerzen in der rechten Beinmuskulatur, die mir das Laufen zusätzlich erschwerten.

Die letzten 2 km waren trotz totaler Erschöpfung ein emotionales Erlebnis, dass ich nicht missen möchte. An diese letzten 12 Minuten bis zum Ziel werde ich wahrscheinlich noch viele Jahre zurückdenken. Mit der Freude, das Ziel erreicht zu haben und der Erkenntnis, dassdiese Dinge erleben zu dürfen keine Selbstverständlichkeit ist
grüßt Euch Henry
 

PS: Herzlichen Dank an alle Freunde, die mir geholfen haben, dieses Ziel zu erreichen, speziell an meinen Freund und Coach Martin "Wolko" Wolkowitsch.
       

WolkoRunners am Start:

         Rang  StartNr  Name                  Jahrgang  Klasse  Kl.rang  Gesamtzeit  Schnitt
         973  10062       Müller Heinz                  1958  M-40    206        03:10:35      04:32
         1128  5752       Wolkowitsch Franz         1956  M-45    119        03:14:30      04:35
         1344  1964       Wolkowitsch Martin        1964  M-35    368        03:17:42      04:40
         2053  6105       Striok Martin                 1979  M-H      309        03:26:31      04:53
         2446  6109       Jäger Wolfgang             1976  M-H      366        03:30:00      04:58
         2698  6104       Striok Stefan                1976   M-H     399        03:33:00      05:02
         4099  10557     Raffetseder Gerhard       1962  M-40     794       03:47:23