Menu

user_mobilelogo

Wer glaubt, dass ein Ironman mit dem Startschuss am Renntag um 07.00 beginnt, der irrt gewaltig, aber alles der Reihe nach…

40 Wochen zum Teil anstrengende Vorbereitung lagen hinter mir, es war nicht immer einfach, Beziehung, Job, Freunde,… unter einen Hut zu bringen, doch im Nachhinein Danke ich allen und ganz besonders meiner Freundin Silvia für das aufgebrachte Verständnis für dieses nicht ganz alltägliche Unterfangen. Am Freitag reisten wir schon nach Kärnten an, und schon beim ersten Besuch des Start-/Zielbereichs war uns klar, was uns hier erwarten würde - hier dreht sich bei den meisten Athleten 24h am Tag und 365Tage im Jahr alles nur um das Thema "Ironman". Sicherlich haben wir es auch etwas überstrapaziert, doch auch uns wurde es etwas zuviel, so verzichteten wir auch am Freitag auf die Pastarparty und auch unsere Anwesenheit am Samstag (Wettkampfbesprechung, Check-in) versuchten wir soweit als möglich zu reduzieren. Nachdem wir nun alles in diversen Säcken verstaut hatten und unsere Räder eingecheckt hatten gönnten Wolferl und ich uns noch ein kleines Bier beim abschließenden Abendessen am Samstag - und ein allerletztes Mal noch Nudeln….

Bei der Anreise am Sonntag Früh baute sich schon eine mystische Stimmung Rund um den Wörthersee auf, das Wasser komplett ruhig und klar und die umliegenden Berge wolkenverhangen. Wir kontrollierten nochmals unsere Räder, pumpten die Luft auf und zogen dann das letzt Mal für längere Zeit unsere Neoprenanzüge an - Silvia schmierte mich vorher noch an den empfindlichen Teilen mit Hirschtalg ein. Dann die Verabschiedung von Ihr und unserem großartigen Fanclub und plötzlich ein Schuss - wars das schon, ging es schon los…?

Ja, kurz vor 07.00 startete nun also das Unternehmen Ironman 07 in Kärnten. Das Schwimmen sollte sich ganz im Gegensatz zu unseren Vermutungen am Beginn des Trainings für uns alle als unproblematischste Disziplin herausstellen. Der Wellengang im Wörthersee war zwar höher als von der Neuen Donau gewohnt, doch nicht das allzu große Problem. Bei km2 durfte ich mich mit den meisten anderen "kurz" verschwommen haben, denn nach der Wende fanden wir uns plötzlich im seichten, schlammigen Gewässer wieder. Ich wartete ein paar Schritte im Wasser, und dann ging es relativ locker weiter bis zum Lendkanal. Dort kam ich leider etwas links, wo sich auch ein Großteil der Meute schwimmend wiederfand - ein Fuß im Bauch, eine Hand im Gesicht,….doch die Hoffnung dass es sich eh nur mir um 800m handelte stimmte mich positiv. Wie oft hatten wir im Training über das zum Teil trübe Wasser in der Donau geklagt, doch das alles übertraf der Lenkanal noch. Doch die Stimmung vor allem in diesem Teil war überragend, und so versuchte ich die letzten Meter bis zum Ausstieg doch einigermaßen zu genießen. Dann endlich, raus aus dem Wasser, ich bedankte mich noch beim Helfer und schnappte mir mein Wechsel-Bag.

Die 1. Disziplin hatte ich in 1h18min ohne größere Probleme hinter mich gebracht, und nach 1h24min saß ich schon auf meinem "geliebten" Drahtesel. Mir war klar, dass mich nun die Meute von hinten überholen würde, doch ich versuchte mein Tempo zu radeln. Nach 10km der 1. Schock, ein Geräusch wie bei einem Platten kam von meinem Vorderrad, doch zum Glück hatte sich nur ein Blatt verfangen…Die ersten Anstiege bereiteten keine allzu großen Probleme, vor allem bei Egg versuchte ich die dort vorherrschende "Tour de France-Stimmung" aufzusaugen. Auch den Rupertiberg bewältigte ich noch relative locker, auch die Nahrungs- und Getränkaufnahme (so ca. 5Liter pro Runde, was sich in entsprechenden Pinkelpausen auswirkte…) bereitete keine allzu großen Probleme, und nach ca. 4h45min kam ich das erste Mal bei Start-/Ziel vorbei. Dort sah ich schon Silvia und die anderen, es war einfach ein geiles Feeling...

Doch in der 2. Runde wurden die Leute am Straßenrand weniger und somit war auch die Stimmung nicht mehr so gut, und so hatte ich Zeit zum Nachdenken….zuviel Zeit, immer wieder ging es mir durch den Kopf, dass ich noch einen Marathon vor mir hatte - und die immer stärker werdende Mittagssonne trug das ihrige dazu bei, dass sich mein Zustand zusehends verschlechterte. Nach dem Anstieg nach Egg war ich dann ziemlich down, ich redete mir ein, noch bis km130 durchzuhalten und mir dann eine kurze Pinkelpause mit Verpflegungsaufnahme zu gönnen. So quälte ich mich bis zu gesagtem Kilometer durch, erleichterte mich in Ruhe am Straßenrand und gönnte mir ein vorzügliches Powergel. Und siehe da, es ging wieder aufwärts, zumal bei Kilometer 140 auch noch Wolko zu mir aufschloss (gehört hatte ich ihn schon früher…:). Wie plauderten ein bisschen, bewältigten gemeinsam den Rupertiberg und fuhren Rad an Rad in die Wechselzone ein.

Meine Verfassung hatte sich wieder stark gebessert, ich stieg vom Rad runter und gönnte mir eine kurze WC-Pause. Im Wechselzelt traf ich noch kurz Wolko, wünschte ihm noch alles Gute und begab mich nun auf die Laufstrecke. Nun wurde auch eine meiner offenen Fragen zum Ironman beantwortet - in manchen Berichten diverser Zeitschriften lest man, dass viele schon am Beginn des Marathon wissen, dass heute nichts mehr passieren kann - und genauso ging es mir an diesem Tag.

Ich ging noch relativ locker auf die Laufstrecke und wusste, dass ich das Ding heute durchziehe. Am Straßenrand sich übergebende und vor Krämpfen schreiende Teilnehmer brachten mich nicht aus dem Konzept, ich konzentrierte mich auf mich und versorgte mich bei den Labestellen mit Cola, Iso und Wasser. Auch Wolferl (ich machte mir bei ihm schon sorgen, dass ich nun für Hawai zu sparen beginnen müsste…) und Wolko sah ich immer wieder, wir machten alle noch einen relativ guten Eindruck. Bis Kilometer 20 lief alles relativ locker, zwischen 20 und 30 ließ die Stimmung etwas nach und auch mein Schritt wurde etwas schwerer. Doch bei den Labestellen versorgte ich mich ausreichend, mein Magen machte keine Probleme und auch Krämpfe kündigten sich nicht an.

Bei Kilometer 30 feuerten mich Silvia, HP, Steff, Renate, Inge und Roman nochmals an, ich schrie Ihnen noch kurz zu, dass ich in einer guten Stunde ein Ironman sei und so ging es nochmals in Richtung Klagenfurt. Bei Kilometer 32 begann ich mich das erste Mal ernsthaft mit meiner Endzeit zu befassen, ich wusste wenn ich den Kilometerschnitt von ca. 6h20min beibehalten würde, eine Zeit unter 13h möglich sei. Kurz vor der Wende in Klagenfurt bei der Labestelle begann plötzlich ein Bub (ich schätze er war so ca. 6 Jahre) neben mir zu laufen, er fragte, wir es mir ginge und so kamen wir ins Gespräch. Er erzählte mir, dass er Gustav hieße und begleite mich zur Wende und wieder retour zur Labestelle. Gustav meinte, dass ich super sei und fragte mich, ob er was für mich tun könne…."Ein Cola und Wasser wären super", meinte ich. Gesagt, getan - er sprintete vor zur Labestelle und reichte mir die Getränke. Ich bedankte mich bei ihm, meinte dass er ein super Bursch sei und begab mich auf die letzte halbe Stunde des Ironmans.

Und nun passierte etwas, was mir bei meinen Marathons noch nicht passiert war - ich konnte meinen Kilometerschnitt nochmals auf ca. 5h45min steigern, Gerhard, Birgit, Alfred und seine Frau trugen durch Ihre Anfeuerungen bei Kilomter 39 (Danke!) nochmals das ihrige dazu bei, und so "schwebte" ich dem Ziel entgegen. Schon bei Kilometer 41 riss ich die Hände in die Höhe, immer wieder hörte ich "Super Martin", "A good race, Martin!" und so weiter. Nun war es also soweit, kurz vor der Ziellinie setzte ich nochmals mein breitestes Grinsen auf, Silva sprang noch aus dem Publikum hervor und begleitete mich auf meinen letzten 50Meter. Es war einfach ein geiles Gefühl, mit einem Zielsprung und einem lauten Schrei beendete ich das Unternehmen Ironman - und dass noch unter 13h. Immer wieder hörte ich "Super Schatz" doch wenn ich ganz ehrlich bin realisierte ich nicht ganz, welcher Film in diesem Moment ablief…

Nun bin ich also auch ein Ironman (siehe auch Bericht zum Viennaman 06) - Danke an ALLE!