Immer wenn die Nervosität vor einem Wettkamp steigt, schleichen sich die Sinnfragen an. Zum ersten Mal stellte ich sie gestern um 3:30 beim Frühstück, zum zweiten Mal als ich mit meiner Familie um 5:00 im Schlepptau Richtung St. Pölten unterwegs war und es am Ende der A21 die Möglichkeit gab Richtung Wien zu wenden, „Wieso tust du das ?“ Das Leben ist auch ohne Triathlon schön und … gemütlicher.“ Eines vorweg : Es waren die einzigen Sinnfragen an diesem Tag. Es sollte ein wunderschöner Wettkampf werden...
Das Schwimmen - 1,9km
Die Temperaturen waren schon angenehm, als die Altersklassen ab M50 um 7:25 ins Wasser gingen. Zuerst wurde 900m im Viehofener See geschwommen und nach einem 200m langen Landgang im Ratzersdorfer See die restlichen 900m absolviert. Ich startete als einer der Letzten und schwamm ab Beginn ganz außen links, um Stress und Arm- und Fußschläge anderer Wettkämpfer zu vermeiden. Gleich zu Beginn drang Wasser in die Brille, das beeinträchtigte mein Sehvermögen und ich konnte die weiter entfernten Bojen kaum erkennen. Ich blieb aber trotzdem ruhig und versuchte mich anhand der neben mir Schwimmenden zu orientieren, gelang großteils ganz gut, nur einmal als ein Begleitboot vor mir auftauchte, merkte ich, das ich vom Kurs abgekommen war. Ich tat, was ich mir vorgenommen hatte. Gleichmäßig und rhythmisch zu schwimmen und keinen Stress aufkommen zu lassen. Nur einmal wurde ich nervös, als ich einen Beinschlag gegen meinen linken Knöchel, an dem mein Chip montiert war, bekam, und ich befürchtete den Chip verloren zu haben. Erst als ich aus dem Wasser stieg und feststellen konnte, das der Chip zwar nur mehr lose befestigt, aber doch vorhanden war, atmetet ich beruhigt durch.
Das Radfahren – 90km
Die Radstrecke führte über die S33 nach Traismauer, dann dem rechten Donauufer entlang bis Aggsbach. Von dort ging es über Gansbach durch den Dunkelsteinerwald zurück nach St.Pölten. 2 größere Anstiege in Krustetten und Gansbach (150 und 350 Höhenmeter) waren zu bewältigen. Auch bei dieser Disziplin versuchte ich Rhythmus zu finden und zu große Anstrengungen zu vermeiden. Zwischenzeitlich regnete es auch leicht, keine wirkliche Behinderung, sondern eher willkommene Abkühlung. Aufgefallen ist mir, das besonders die „schnellen“ Fahrer eher disziplinlos und gerne im Windschatten fahren. Ab Km 80 verringerte ich Tempo und Trittfrequenz, eine weise Entscheidung, als ich sah, das es an dem verwinkelten Ende der Radstrecke in St.Pölten zu einer Kollision von mehreren „schnellen“ Radfahrern mit einem Pkw gekommen war und ein Fahrer blutüberströmt am Straßenrand lag.
Das Laufen – 21,1km
Schon wie der erste Wechsel verlief auch dieser problemlos. Gleich beim Laufstart wurde die Eventarena zum ersten Mal (insgesamt 5 mal) durchlaufen, zwar nicht ganz ein brodelnder Hexenkessel, wie der Veranstalter angekündigt hatte, aber doch mit anfeuerndem Publikum und aufputschender Musik. Zu Beginn spürte ich ein taubes Gefühl im linken Fuß und der Magen fühlte sich "unrund" an, aber als ich die ersten Laufkilometer ohne Probleme in einem 5-er Schnitt absolviert hatte, und sich die Muskeln erstaunlich locker anfühlten, war mir klar, dass es ein sehr schöner Halbmarathon werden würde. Wir liefen zweimal die Traisen entlang ins Zentrum von St. Pölten und dann im Zick-Zack durch das Regierungsviertel und retour in die Eventarena. Schon jahrelang wollte ich die moderne Architektur des Regierungsviertels besichtigten, gestern habe ich sie mir laufend „reingezogen“. Den letzten „Kick“ gaben mir dann meine 2km vor dem Ziel postierte Familie Klaudia, Anna Maria und Manuel. Nach 5 Stunden und 33 Minuten überquerte ich freudestrahlend die Ziellinie und stellte fest, dass sich mein Körper weniger „ausgepowert“ als nach einem Marathon anfühlte.
Das Rennen selbst war ausgezeichnet organisiert, allgemeine Unzufriedenheit herrschte aber wegen der sehr langen Wartezeiten bei Registrierung, Gepäckrückgabe und Relaxingzone.
Ach ja, tot ist der TRI-VIRUS noch nicht. Zwar habe ich das Angebot des Veranstalters, sich sofort für eine um die Hälfte verbilligte Teilnehmergebühr für 2011 anzumelden, nicht wahrgenommen, den Zettel mit dem Registierungscode für den Kärnten Ironman 2011 habe ich aber noch nicht weggeworfen.
Jedenfalls wird im Juni nicht trainiert und ausgiebig mit meiner Familie baden, Rad fahren, zum Mac Donald und Tichy oder ins Kino gegangen, mit Bekannten und Freunden im Biergarten gesessen, mit den Nachbarn gegrillt, das eine oder andere Buch gelesen, eine gute Flache Rotwein getrunken und jedenfalls nichts gemacht, was mit Training oder Wettkampf zu tun hat.
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