Nie wieder 70.3 St. Pölten
Einmal 70.3. St. Pölten finishen war der Plan. Da liegt nämlich im Startsackerl ein Registrierungscode, mit dem man sich für den Ironman Austria des Folgejahres stressfrei anmelden kann. In der Zwischenzeit habe ich 4x in St. Pölten teilgenommen und voriges Jahr den Registrierungscode ein zweites Mal genutzt. Obwohl ich 2011 meiner Frau hoch und heilig versprochen hatte, einmal Ironman sei genug.
Deshalb nie mehr 70.3. St. Pölten! Natürlich ist damit die Gefahr eines dritten Ironmans nicht restlos gebannt. Aber zum Einem dieser Registrierungscode, dieses Gefühl ein Auserwählter zu sein, zum Anderen die Veranstaltung in Klagenfurt, das Schwimmen im Wörthersee, das Radfahren in wunderschöner Landschaft und das Laufen zwischen Krumpendorf und Klagenfurter Lindwurm ist schon was Besonderes. Aller berechtigter Kritik wegen der hohen Startgebühren zum Trotz.
Nun sind es noch wenige Tage bis zu meinerm 2. Ironman und die gefühlsmäßige Hochschaubbahn von „Ich freu mich schon“ bis „Werde ich das auch ein zweites Mal schaffen“ hat schon ordentlich Fahrt aufgenommen.
Welcher Teufel hat mich da geritten, mir das ein zweites Mal anzutun, habe ich mich in den letzten Wochen öfters gefragt. Zumal sich heuer das Radtraining wegen des schlechten Wetters als schwierig gestaltete. Sogar Urlaubstage mussten kurfristig eingeschoben werden, um an den wenigen schönen Tagen zu den längeren Trainingsfahrten zu kommen.
Jede Stunde Freizeit habe ich mir in den letzten Monaten neben Beruf und Familie abgerungen, um mein Training durchzuziehen. Zwar nie streng nach Plan und immer bereit für einen Regenerationstag, aber doch konsequent 10-15 Stunden wöchentlich.
Gar nicht soviel, wenn man bedenkt, das viele einige Wochenstunden mehr vor dem Fernseher verbringen und sich unnützes Zeug anschauen. Aber mit den Trainingsstunden ist es ja nicht getan. Dazu kommen noch wöchentlich 90 Minuten Yoga und 1 Stunde Holistic Pulsen. Nicht zu vergessen die Tanzschule, die wir 1-2 mal pro Woche besuchen, das Ergebnis eines Versprechens an meine Frau beim ersten Ironman 2011.
Ein Twitterfreund hat es treffend formuliert : Die Lifebalance muß stimmen. Beruf, Familie, soziale Kontakte und Training im Gleichklang. Diese Balance ist durchs Training extrem gefordert und Jeder lügt sich in den Sack, der dies abstreitet. Zwar sind meine Kinder kurz vor dem Erwachsensein und und meine Frau sehr verständnisvoll, aber immer wieder plagt einem das schlechte Gewissen.
Öfters zu Recht, denke ich. Jeder Familienfeier, jedem Konzertabend und Kinobesuch steht man kritisch gegenüber. Bedeutet ja, auf die eine oder andere Trainingseinheit zu verzichten und vermutlich am nächsten Morgen fürs Frühschwimmen nicht aus den Federn zu kommen. Spontanität, ein kurzfristig geplanter Ausflug oder ein Treffen mit Freunden, ein NOGO und Gift für die Vorbereitung.
Jederzeit, sage ich, wenn meine Frau ankündigt die Eltern am Wochenende im Burgenland besuchen zu wollen. Zugleich studiere ich aber schon die Wetterprognosen, im Idealfall kann ich mit dem Rennrad anreisen und auch den geplanten Longjogg unterbringen. Bin zwar mit, so wirklich dabei aber nicht.
Aber bald hat der Wahnsinn ein Ende! Im Juli mache ich nichts … sportliches und hole alles Versäumte auf. Mit meiner Frau walken, den Kindern ins Kino gehen und gelegentlich mit Freunden in Biergärten versumpern. Am Wochenende lange schlafen, frische Semmeln holen und das Frühstück vorbereiten. Nichtstun, ein Buch lesen und den Rasen auf Vordermann bringen. Und wenn ich abends auf der Terasse sitze und der Nachbar zufällig vorbei kommt, werde ich Ihn auf ein Bier ins nahegelegene Chadim einladen. Einfach spontan, einfach so. Und ich werde Ihn nicht mit meinen Schwärmereien vom Ironman belästigen, versprochen.
Die nächsten Tage werden aber noch intensiv werden. Das Rad gehört noch zum Service, der Neopren muss noch getestet, die Wetterberichte studiert und die Anreise geplant werden.
Am 30. Juni 2013 werde ich mich kurz vor 7 Uhr von meiner Familie verabschieden und in den Wörthersee gleiten. Ganz links und als einer der Letzten. Und spätestens bei der ZIB um 19:30 will im Ziel sein.
Ich bin bereit, mit jeder Faser meines Körpers. Und wie gesagt, nie mehr St.Pölten !!!