Ironman Austria 2016
Als die ersten Triathletinnen ins Wasser springen, bin ich noch weit von der Startlinie entfernt. Zum ersten Mal wird kein Massen- oder Blockstart, sondern ein „Open Swim Start“ durchgeführt. Wir haben uns entsprechend unserer geplanten Schwimmzeiten aufgestellt und alle 5 Sekunden werden 10 Teilnehmer ins Wasser gelassen. Im Gegensatz zu den Laufbewerben reiht sich jeder nach seiner realistischen Schwimmzeit ein, weiter vorne zu starten wäre fatal, man würde zigfach überholt werden und ordentliche Schläge abbekommen. Wie immer, habe ich auf das Einschwimmen verzichtet, somit dienen die ersten Kraulzüge dazu auf Betriebstemperatur zu kommen und den Rhythmus zu finden.
Nach der Wende auf der Höhe Maria Wörth haben wir wieder die Sonne gegen uns und trotz entsprechendem Brillenglas fällt es mir wieder schwer die Bojen zu erspähen. Im engen Lendkanal selbst ist es dann ein leichtes die Richtung zu halten, und ich habe auch das Gefühl, das es durch die Sogwirkung des dichten Schwimmerfeldes schneller voran geht. Schon wie beim letzten Antreten vor 3 Jahren sind meine Supporter (Klaudia, Anna und Benni) kurz vor dem Schwimmausstieg auf der rechten Seite postiert, ich freue mich und winke, als ich sie erspähe.
Dieses Jahr und nachdem ich zweimal mit dem Rennrad gestartet bin, habe ich mir auch ein Zeitfahrrad zugelegt und bin schon gespannt, wie sich das auf den Radsplit auswirken wird. Es hat in der Nacht abgekühlt und die gestrigen schwülen Wetterbedingungen sind Gott sei Dank verflogen. Ich mag die Strecke. Ehe nach 25 Kilometern die Ersten Anstiege kommen, kann man sich entlang des Südufers des Wörthersees einradeln. Die anspruchsvollen Streckenabschnitte sind dann ab Kilometer 65 und nach dem Rupertiberg vorbei und die Route verläuft großteils abfallend nach Klagenfurt zurück. Etwas enttäuschend die Stimmung am Rupertiberg. Nachdem es keinen Shuttlebus gab, sind heuer wenige Zuschauer und Stimmungsmacher postiert, das Gänsehautfeeling fehlt.
In der zweiten Runde regnet es kräftig, das wirkt sich natürlich aufs Tempo aus, vor allem bergab muss ich häufiger in die Bremse greifen. Klare Vorteile für die technisch versierten Radfahrer. Bei den Anstiegen brennen die Muskeln nun schon, aber die Zuversicht wächst mit jedem Kilometer, wiederum bis zum Finish einen schönen Tag zu haben.
Bei der Labestation vor dem Rupertiberg eine Schrecksekunde. Unmittelbar vor mir stürzen 3 Triathletinnen, ich kann gerade noch ausweichen. Vermutlich wurde der Sturz durch eine Unachtsamkeit ausgelöst, in diesem Bereich ist die Geschwindigkeit zwar gering, jeder aber damit beschäftigt seine Wasser-, Riegel- oder Gelvorräte aufzufüllen. Plötzlich rollt eine Getränkeflasche auf mich zu, so schnell, dass ich nicht mehr reagieren kann. Ich habe Glück, die Flasche fluscht zwischen meinem Vorder- und Hinterrad durch. Ich höre noch die erleichterten Rufe der Helfer, die die Situation angespannt verfolgt hatten.
Bei Kilometer 170 fällt das hintere Schaltwerk meiner elektrischen Shimano DI2 aus. Zuerst kann ich es gar nicht glauben, aber als mehrmaliges Drücken des Schaltknopfs keine Reaktion zeigt, realisiere ich den Defekt. Aber auch hier habe ich großes Glück. Ich habe einen hohen Gang eingelegt und diel letzten 10 Kilometer geht es nur mehr leicht bergab.
Klaudia, Anna und Benni feuern mich am Ende des Radstrecke lautstark an. Ich bin wenige Minuten schneller, als mit meinem Rennrad vor 3 Jahren gewesen. Ja, pedalieren muss man auch bei einem Argon 18.
Auch heute ist das Laufen meine stärkste Disziplin. Und psychologisch von enormen Vorteil noch viele überholen zu können. Immer wieder tauchen am Streckenrand bekannte Gesichter auf, Schwimmleher aus der Südstadt, Sportsfreunde und immer wieder meine Supporter, die zwischen Klagenfurt und Krumpenddorf hin und her pendeln, um mich anzufeuern. Auf der Strecke selbst treffe ich auch Twitterfreund Thorsten zum ersten Mal real und wechsle ein paar Worte mit ihm.
Ab Kilometer 25 wird es dann zäh, die Kilometerzeiten zunehmend langsamer und das linke Fußgelenk schmerzt. Die altersbedingten Abnützungen, daran führt kein Weg mehr vorbei. Ich habe große Lust die Gehpausen an den Labstellen auszudehnen, überwinde mich aber doch immer wieder bald loszulaufen.. Endlich die letzte Kehre in der Klagenfurter Innenstadt. Jetzt geht es Richtung Ziel und die härteste Phase ist vorbei. Der Gedanke an das baldige Finish mobilisiert die letzten Reserven . Der Streckenposten, der mich in den Zielkanal winkt und mich anfeuert, ich könnte ihn umarmen. Nachher wird mir meine Frau wieder erzählen, wo sie gestanden ist. Wie auch bei den ersten beiden Langdistanzen, nehme ich es bewusst nicht wahr. Zuviel an Klatschen, Anfeuern, Emotionen und Adrenalin hier. Auch die digitale Anzeige mit meinem Namen und Endzeit registriere ich nicht, als ich die Ziellinie überquere.
Meine hinter der Absperrung wartenden Familie ruft mir meine Endzeit zu : 10 Stunden , 58 Minuten und 50 Sekunden. Eigentlich egal, ob man knapp unter oder über 11 Stunden ist. Aber 10 klingt besser, hilft nix. Und dann erfahre ich noch von meinem 2. Rang in meiner Altersklasse. Ich setzte mich auf die nächste Bank und schlüpfe aus meinen Schuhen. „Gehen, gehen “ … ruft meine Frau mir zu. Oft habe ich ihr erklärt, wie wichtig es ist, nach dem Wettkampf nicht zu liegen oder zu sitzen, damit der Kreislauf nicht zusammen sackt. Das habe ich nun davon.
Ein Finisher, der das Zielgelände schon verlassen hat und hinter der Absperrung ist, bittet mich, ihm ein alkoholfreies Bier zu besorgen. Als ich nicht gleich reagiere, zeigt er mir zum Beweiss seine Finishermedaille. „Das wird aber dauern“ rufe ich ihm zu, als ich mich zu dem wenige Meter entfernten Platz begebe, wo das Bier ausgegeben wird. Er gratuliert mir zum Finish und lacht. Ich auch.
Mein Ergebnis :
2870 Franz Wolkowitsch Gesamt Rang 897. Altersklasse M60 Rang 2
Details :
Schwimmen 1:19:13
Rad 5:42:20
Lauf 3:45:09
Wechselzone 0:12:15
Gesamt : 10:58:57
Weitere Ergebnisse : Ironman Austria